Angela Richter: Verschwör Dich gegen Dich
Nach dem Film Love Streams von John Cassavetes
 
Produktionsfoto vergrößern
Foto: Thomas Aurin
Produktionsfoto vergrößern
  • Regie: Angela Richter
  • Bühne: Steffi Bruhn/Jonathan Meese
  • Kostüme: Steffi Bruhn
  • Musik: Dirk von Lowtzow
  • Dramaturgie: Jens Dietrich
  • Liedeinstudierung: Uschi Krosch
  • Stricktiere: Brigitta Pöcksteiner
  • Licht: Oliver Petrowitsch
  • Technische Leitung: Daniel Heymann
  • Regieassistenz: Nicole Schuchardt
  • Ausstattungsassistenz: Andrea Polewka
  • Darsteller: Yuri Englert, Eva Löbau, Julia Malik,
    Oana Solomon, Christoph Theußl
  • Gesamtkoordination: Andrea Tietz – att
  • Dauer: 1 Std.
  • Berliner Premiere: Fr. 25.08.2006,
    Sophiensaele Berlin
  • Hamburger Premiere: Do. 14.09.2006,
    Hamburger Sprechwerk
  • Weitere Vorstellungen: Sa. 26.08. – So. 27.08.06,
    Di. 31.08. - So. 03.09.06 in Berlin /
    Fr. 15.09. – Sa. 16.09., Di. 21.09, – Do. 23.09.06
    in Hamburg
  • Premiere: Do. 18. Mai 2006, Sophiensaele Berlin
    Weitere Aufführungen: Fr. 19. - So. 21.06.,
    Do. 25.05. - So. 28.05.2006

Eine Produktion von Angela Richter in Zusammenarbeit mit Sophiensaele und att.
Realisiert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds


„Verschwör Dich gegen Dich“ erzählt die Geschichte eines ungleichen Geschwisterpaares. Robert, ein bekannter und zugleich abgetakelter Erfolgsautor, braucht jede Menge Frauen. Er hat die Ablenkungen der Nacht nicht nur zum Thema seiner Bücher gemacht, daraus erwachsen ihm auch seine ureigensten Probleme: innere Leere und Angst vor dem Alleinsein. Sarah hingegen liebt ihre Familie abgöttisch: „Liebe ist ein Fluss, sie ist ohne Ende“. Sie wendet diesen Leitsatz mit einer solch erbitterten Hartnäckigkeit an, dass sie jede eventuelle Reaktion, der von ihr geliebten Mensch im Keim erstickt.

Liebe ist ein Strom, sie ist ohne Ende, sie dauert an, sie hört nie auf.
Sie hört auf. Nein, sie hört nicht auf.
Wir verschwören uns gegen uns und belügen uns öffentlich,
um in Richtung Wirklichkeit vorzustoßen.
Katharsis im Theater geht nicht mehr, ist jeden Tag vorm Fernseher.

Okay, zu viel Hass. Der Hass nervt. Es muss auch anders gehen.
Wir versuchen das Prinzip Cassavetes in einem Strom zu bündeln.

Pressestimmen

Doch ohne Rosette kein Stück: Aus dem roten Schlund purzeln die Schauspieler - Oana Solomon als blondlockige Diva, Yuri Englert als torkelnder Saufbold, Eva Löbau mit Stricktier-Zoo. Sie spielen Mitt- bis Enddreißiger, die den Zenit ihres Lebens bereits überschritten haben. Sie sind - eigentlich noch jung - schon am Ende. Niemand weiß mehr weiter.
Die Geschichte spielt in einem imaginären Amerika von heute. Im Mittelpunkt steht das ungleiche Geschwisterpaar Robert und Sarah. Er ist ein abgetakelter Schriftsteller mit einer Schar wechselnder Frauen, sie erstickt mit ihrer Liebe jedes andere Leben.

Am Ende ist das hausgemachte Dilemma perfekt: Der neue Mensch hängt im Spagat zwischen eigener Freiheit und der Angst vor Vereinsamung
.

MOPO, 16.09.2006


...Ähnlich den Figuren in Cassavetes-Filmen sind sie - und somit auch wir - am Ende angekommen, sie befinden sich buchstäblich am Arsch der Welt, um Meeses senkrechte Bühnen-Installation mit Schlund - rote Rose oder doch Rosette? - mal ganz drastisch zu deuten. Die Spieler plumpsen aus dem Loch und stürzen auch szenisch mehr oder weniger ab. Der blondlockigen Diva (Oana Solomon) mit dem Klopapier am Goldslipper gerät beim großen Auftritt auch etliches andere daneben. Vergeblich bemüht sich der torkelnde Suffkopp (Yuri Englert) um Haltung und Würde. Immerhin zieht er sich nicht die Hose herunter, sondern steckt sich das Hemd hinein. Und Eva Löbau, superpräsent und rotzfrech, schleppt immer mehr groteske Strickviecher an. Insgesamt also eine (begrenzt) heitere Albtraum-Bilanz. Bleibt eigentlich nur übrig zu flüchten - oder doch noch standzuhalten?

Hamburger Abendblatt, 05.09.2006