att theaterproduktion
 
Nora Somaini: Anatomie Titus Fall of Rome
Schauspiel von Heiner Müller
 
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Foto: Arno Declair
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  • Regie: Nora Somaini
  • Bühne: Enrico Somaini
  • Kostüme: Veronika Seifert
  • Musik: Niklaus Bärtsch
  • Schauspieler: Natascha Bub, Erik Fiebiger, Kai Fischer, Markus Frank, Christian Heller, Sebastian Herrmann, Josef Heynert, René von Hof, Martin Krahl, Michael Scherff, Nora Somaini, Özlem Soydan, Jörg Thieme, Christoph Wehr
  • Choreographie: Martin Krahl
  • Dramaturgie: Beate Kirchhof
  • Produktionsleitung: Andrea Tietz – att
  • Dauer: 160 Minuten
  • Premiere: 02.07.1998 (Nachwuchsfestival „Die Wüste lebt“, in Hamburg)
  • Weitere Vorstellungen: „Junge Hunde“ – Festival, Mai 1999, Hamburg
  • Wiederaufnahme: 4.-11.03.2000, Kampnagel, Hamburg

Eine überarbeitete Version der Produktion entstand im Rahmen des Festivals Junge Hunde ´99 in Zusammenarbeit mit Kampnagel Hamburg und mit freundlicher Unterstützung der Hamburgischen Kulturstiftung und att.

Der Feldherr Titus Andronicus hat Rom in einem blutigen Kampf von den Goten befreit. Doch dieser Sieg ist nur der Anfang eines Machtkampfes zwischen Römern, Goten und Sklaven, die dabei ihren Gelüsten freien Lauf lassen:
die Verknüpfung von Lust und Macht bringt einen Zyklus von Meuchelmord und Rache auf den Weg, der sich bis zum Blutrausch steigert und endlos erscheint. Unter der dünnen Decke der Zivilisation schlummert ein Potential hässlicher Wut und Grausamkeit: Der staatstreue Titus zerbricht innerlich und äußerlich an den schmerzhaften Erfahrungen, dass es keine staatliche und göttliche Gerechtigkeit gibt. Titus wird im Laufe der Handlung zum Sympathieträger für den Zuschauer, er beginnt ihn mitzufühlen und mitzuleben, wobei er permanent durch Kommentare des Chores, welcher in Distanz zur Handlung tritt, unterbrochen wird. Der Chor zwingt den Zuschauer zur Reflexion oder verführt ihn, geradezu distanzlos zu werden, um ihn dann wieder zu stören.

Nora Somaini geht es in dem Stück um die dunklen Seiten der humanistischen Wahrheiten, um die Wirklichkeiten, die sich in den menschlichen Katastrophen gewaltsam Bahn brechen.
Pressestimmen
Nora Somaini hat ein Theaterensemble zusammengeschweißt, das so spielt, als ob die Darsteller schon zusammen in den Kindergarten gegangen wären. Verbundenheit und complicité erzeugen Wachheit, Präsenz und Dringlichkeit des Spiels. Denn Somaini individualisiert ihre Darsteller, sie erschöpft sie nicht und sie lässt dem Stück den Raum, den es braucht und dem Zuschauer die Phantasie, die nötig ist, damit ein Theater entstehen kann, das frischer und reicher ist als fast alles, was man sonst zu sehen bekommt.
Hamburger Rundschau, 03.06.1999

Mit einfachen Mitteln und schauspielerisch überzeugend umgesetzten Andeutungen gelang es Somaini und ihrem Ensemble, die blutigen Szenen des Machtkampfes zwischen Römern, Goten und Sklaven wirklicher und bedrohlicher erscheinen zu lassen, als jeder Splatter- Film es könnte.

dpa, 06.1999

Mit Müllers schwarzem Witz gelingt Nora Somaini ein sehenswerter Gegenwartskommentar.
Hamburger Morgenpost, 03.07.1998