att theaterproduktion
 
Anouk van Dijk & Falk Richter: Nothing Hurts
Choreographische Inszenierung
 

Foto: Arno Declair
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  • Idee und Konzept : Anouk van Dijk, Falk Richter
  • Choreographie : Anouk van Dijk, Jack Gallagher
  • Regie und Text : Falk Richter
  • Bühne, Kostüme : Katrin Hoffmann
  • Dramaturgie : Laura Minderhoud
  • Performer : Bibiana Beglau, Jack Gallagher, Sylvana Krappatsch, Anouk van Dijk
  • Lichtdesign : Carsten Sander
  • Klangregie, Komposition und DJ : Malte Beckenbach
  • Repetitor : Diane Elshout
  • Technik : Carsten Sander/Dieter Möller, Lars Egge Müggenburg, Otto Eggersglüss, Jos Houniet
  • Produktion : Andrea Tietz – att, Anneke Steffens
  • Regieassistenz : Ingo Berk
  • Dauer : 80 Minuten
  • Uraufführung : 22.04.1999, Springdance Festival, Utrecht
  • Deutsche Erstaufführung : 29.04.1999, Kampnagel Hamburg
  • Wiederaufnahme : 23.01.2000, Tanzplattform Deutschland, Hamburg
  • Gastspiel : 37. Theatertreffen Berlin, 18. – 20. Mai, Schaubühne Berlin

Eine Koproduktion von Kampnagel Hamburg, Stichting A3ana, Springdance Festival. Mit Unterstützung Stg. Fonds voor de Podiumskunsten und Stg. K.F. Hein Fonds.

Zwei Jahre verfolgten die niederländische Choreographin Anouk van Dijk und der Regisseur Falk Richter gegenseitig ihre Arbeiten und besuchen sich bei ihren Aufführungen und Proben. Dabei entwickelte sich die Idee, eine gemeinsame Produktion mit Tänzern und Schauspielern zu erarbeiten. In dieses Projekt sollte sowohl die Erfahrung mit dem spezifisch niederländisch-flämischen Schauspielstil á la Needcompany einfließen, die Falk Richter während seiner Arbeit in Amsterdam machte, als auch die Begeisterung Anouk van Dijks für die Risikobereitschaft von Schauspielern im Umgang mit dem jeweiligen Theaterstoff. In ausführlichen Gesprächen und Korrespondenzen entwickelte sich ein intensiver Austausch über das Thema: Exzess, die Erfahrung von Extremzuständen als Versuch die eigene Isolation zu überwinden. Dieser Dialog wurde zum Ausgangspunkt ihres ersten gemeinsamen Projektes unter dem Titel : „Nothing Hurts“. Im Mittelpunkt stand die Verschränkung der Künste, indem sie die Texte von Falk Richter, Drum’n Bass und Dialoge in Bild- und Bewegungssprache zwischen Tanz und Schauspiel umsetzen.

Die zentrale Figur in „Nothing Hurts“ ist eine junge Filmemacherin, die in brutalpoetischen Bildern das Szenario ihrer eigenen emotionalen Landschaften entwirft: Der Crash wird zu einer leidenschaftlichen Metapher in einer cleanen und sicheren Welt der westlichen Zivilisation, die den Menschen perfekt abfedert und ihn keine Verletzungen mehr spüren lässt. Auf der Suche nach echten Verwundungen und Zusammenstößen beginnt ein psychedelischer Trip, ein Exzess um seine eigenen Grenzen zu verlassen, um seiner Umwelt zu entfliehen, die nur noch in virtuellen Zusammenhängen wahrnehmbar ist. Kommunikation steigert sich ebenfalls exzessiv bis die Möglichkeiten, einfach verbal zu kommunizieren, misslingen.

„Man schleudert sich im Exzess über seine eigenen Grenzen hinaus, um neue Gefühle um Extremzustände zu erfahren. Man ist dabei seine eigene Testperson: Man begibt sich absichtlich in vorher konzipierte Szenarios und beobachtet sich dann und wertet sich selbst aus: Man dopt den eigenen Körper, steigert durch Chemikalien die eigene Leistungsfähigkeit, weiß genau, mit welcher Mischung man welche Glückszustände erreichen kann, kennt sich genau aus mit allen bewusstseinsbeeinflussenden Präparaten, um sich unabhängig von der Umwelt zu machen. Ich kann zu jeder Zeit glücklich sein, extrem leistungsfähig, relaxed chillen, bis zum Umfallen Energie haben und zwei Tage durchtanzen oder plötzlich anfangen die Welt zu erkennen, je nach Abstimmung der Substanzen.“

Falk Richter über „Nothing Hurts“


Alles ist möglich, in dieser Zeit, hier. Virtuell auf jeden Fall. In „Nothing Hurts“ werden die Grenzen des Möglichen überschritten. Die Figuren des Stücks sind ihre eigenen Crash Test Dummies. Auf der Suche nach dem Moment, in dem Schmerz nicht mehr fühlbar ist. Der euphorische Moment, in dem man sich darüber klar wird, dass es keinen Unterschied macht, ob man da ist oder nicht. Dass alles möglich ist. Dass man auch einfach aufhören kann. Weggehen. Das Gefühl von ultimativer Freiheit und Ruhe, das so plötzlich umschlagen kann in totale Leere und aussichtslose Einsamkeit. Die Möglichkeiten, die diese Zeit uns bietet, optimal benutzen. Sich losmachen von den Werten, die das Zusammenleben an uns stellt. Sich nicht länger aufhalten mit der Angst vor Folgen oder der Meinungen anderer. Echt. Ernsthaft. Sicher. Aber, wenn man von außen darauf schaut, auch dekadent und absurd.

Aus dem Programmheft vom Spring Dance Festival

Pressestimmen
Falk Richters Inszenierung ist dicht, voller Bewegung, voller messerscharfer Kontraste, mal witzig verspielt, mal klirrend kalt. Den Namen des deutschen Regisseurs sollte man sich merken, er wird viel junges Publikum anziehen, denn er spricht dessen Sprache.

Blick, 04.11.2000


Neben trendy Theorie bietet der Abend auch Situationskomik, wie man sie auf kleineren Bühnen gerne öfter so suberb gespielt sähe.

Neue Zürcher Zeitung, 04.11.2000


„Nothing Hurts“ ist schwer beschreibbar, und doch erlebt man es ganz intensiv.Ein kleines Kunstwerk, das sich nicht ganz erklärt, ein Geheimnis wahrt, das sich nur erspüren lässt.
Journal 37. Theatertreffen Berlin, 5.2000

Falk Richter und Anouk van Djik zeigen auf beeindruckende Weise, wie Mode, Geschwindigkeit und Kleidung die Welt zusammenhalten können.
FAZ, 20.05.2000

„Nothing Hurts“ ist ein äußerst bewegendes Szenario der Sehnsüchte und Ängste in einer lähmend sicheren Welt.
TAZ, 03.05.1999


 
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