att theaterproduktion
 
Angela Richter & Ted Gaier: L’Amérique
Eine Propaganda-Operette
 

Foto: Arno Declair
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  • Regie: Angela Richter
  • Bühne: Daniel Richter
  • Kostüme: Sabine Kohlstedt
  • Musik: Les Robespierres, Melissa Logan (Chicks on Speed)
  • Schauspieler: Matthias Breitenbach, Ted Gaier, Eva Löbau, Melissa Logan, Iris Minich, Klaus Ramcke, Stephan Rath, Jesko Stubbe
  • Tourmanagement: Andrea Tietz – att
  • Dauer: 1 Std. 40 Minuten
  • Uraufführung: 13.03.2003, Neues Cinema, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
  • Gastspiele: Festival „Reich & Berühmt“ , Podewil Berlin (2003), Volkstheater München (2003), Schwankhalle Bremen (2003)

 

Eine Produktion des Neuen Cinema, Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Im Zentrum des rasenden Stillstands. Im Zentrum des mit doppelter Schallgeschwindigkeit - beschleunigten, rasenden Stillstands. Immer auf dem Weg zur großen Party, rauf und runter auf den Einfallstrassen, zwischen "wie es nun mal ist" und Verheißung nicht verschlafen. Vollgestopft mit Popcorn bis zum schwindlig werden und Bässen und Standards von erahnten Begierden – in ewiger Vorfreude, vorgemachter, mechanisch-hysterisch oder müde bemüht- auf die große Party, selbsthypnotisch. Die Suche nach der Party, die gerade nicht ist. Auf dem Platz der leeren Versprechungen. All along the watchtower, stellt sich heraus, dass sich nichts herausstellt - the busier you are the less you see - french style, korean way, italian chic, american spirit .
Die Goldenen Zitronen / Ted Gaier


Allerorten tobt die Debatte zwischen Amerikanismus, Anti-Amerikanismus und Anti-Anti-Amerikanismus. Die USA sind ein Panoptikum zusammengesetzt aus herbei geschleppten Scherben aller fünf Kontinente. Also was ist Amerika? Kathleen Cleaver? George W. Bush? Thomas Jefferson? Jennifer Lopez? Al Capone? Woody Allen? Timothy Leary? Henry Ford? Charles Manson? Glenn Miller oder Magic Johnson?

Wenn wir uns dem Thema Amerika und den USA aus der Sicht von Utopisten nähern, verhält sich das fiktive Amerika zur heutigen USA, wie eine moderne Sage zur historischen Wahrheit. Den Rahmen für diese Beschreibung von Amerika bilden ausgesuchte Szenen aus Franz Kafkas „Amerika“. Darin werden Fremdtexte eingewoben, die jenseits der eigentlichen Handlung, das Bild oder die Idee „Amerika“, aus einer sehr europäischen Sicht vervollständigen. Dies sind Texte aus „Das Schwein und der Wolkenkratzer/ Chicago - eine Geschichte unserer Zukunft“ von Marco D´Eramo, oder die persönlichen Berichte aus Jacob Holdt’s „American Pictures“ oder T.C. Boyle´s "Tortilla Curtain" sowie Zeitungsartikel der letzten Jahre, die nicht unbedingt von den bekannten Amerika-Klischees erzählen. Songs und Agitationen von Angela Davis, Jesus Christus, Les Robespierres und der FAZ unterbrechen den Handlungsstrang um das amerikanische Paradigma zu postulieren: Jede und jeder kann es schaffen und es gibt immer jemanden der es billiger macht.

Die Propaganda-Operette ist ein Modell dafür, wie Theaterszenen und Rockkonzert offensiv abwechselnd ein neues Genre etablieret, das ebenso temporeich und exzessiv sein soll, wie die Konzerte der Robespierres und so geschäftig wie der Utopieträger Karl Rossmann - unermüdlich auf der Suche nach der Einlösung der leeren Versprechungen und der Party, die nicht stattfindet.

Der Ausgang einer solchen Live-Show ist immer ein offen, lässt gleichzeitig Raum für einen Prozess zwischen Theater und Publikum.

Der Maler und Künstler Daniel Richter gibt den Schauspielern und "Les Robespierres" einen idealen Auftrittsort. Im Wissen um den heruntergekommenen Zustand des Genres Rockmusik und des Verlustes jeglichen Mysteriums beharrt die Hamburger Band während ihrer Konzerte auf der Möglichkeit freie, offene Situationen herzustellen. Ihre Musik bedient sich mit selbstverständlicher Leichtigkeit aus Jazz, Beat, Latin Music und Punkmusik europäischer Prägung. Ihre portugiesischen Texte handeln meist von Ausbeutungsverhältnissen in archaischen Symbolwelten.

Pressestimmen

Diese an Michael Moore („Bowling for Columbine) erinnernde Gratwanderung zwischen liebevoller Aufklärung und schonungsloser Kritik ist Jung-Regisseurin Angela Richter und Musiker Ted Gaier von „Les Robespierres“ meisterlich gelungen.
Hamburger Abendblatt u. Kultur Medien, 15.03.2003

Flott wechseln Songs und Texte, Bilder vom Traumland Amerika, wie das von Joe Dassin im titelgebenden Chanson und seiner waffenstarrenden Gesellschaft. In dieser düster schillernden Revue mit vier Musikern und drei Schauspielern, hat trockener Agitprop ebenso Platz wie die trommelunterstützte Zirkusnummer. Das fördert manch zynischen Widerspruch zutage und manchmal auch bloß die unterhaltsame Verwirrung am Thema...
Kieler Nachrichten, 15.03.2003

Die Musik ist wild und schön, die Texte porturgiesisch und Bandleader Klaus Ramcke ist ein bisschen grössenwahnsinnig. Wenn nicht gerockt wird, gängelt er seine Bandmitglieder, erzählt irgendwelche Lügengeschichten und bohrt sich gelangweilt in der Nase.
Katrin Ullmann, 15.03.2003

Was ist der „American Dream“? Angela Richters Rummelplatz-Theater hat vieles dazu im Angebot hier eine Rede, da ein Song, dort eine Szene. Man kann jederzeit aufspringen und – bei dem Thema kaum zu glauben – sein Vergnügen haben.
Hamburger Morgenpost, 15.03.2003


 
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