att theaterproduktion
 
Katja Hensel - Wie Europa gelingt
Eine EU-Familienaufstellung

 

Daten 2013:

Schauspielhaus Wien                                                  07.05.
Allianz Forum, Berlin                                  
                  06.06.
Hamburger Kammerspiele                   
          21.06., 22.06.

 
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Die EU-Verfassung lag lange auf Eis. Sie wurde geändert, ausgedünnt, umbenannt - und 2009 als Vertrag von Lissabon endlich von allen Mitgliedstaaten ratifiziert. Genützt hat es alles nichts, Europa tut sich schwer mit der Einigkeit. Dies ist der Ausgangspunkt der Autorin Katja Hensel, dem Thema einen neuen Theaterabend zu widmen: "Wie Europa gelingt. Eine EU-Familienaufstellung".

Die Familienaufstellung ist ursprünglich ein therapeutisches Mittel und wurde von Bert Hellinger ins Leben gerufen, in der Absicht, Regeln und Hierarchien innerhalb einer Familie wieder herzustellen. Hier setzt das Stück an: Die Europäische Union begibt sich als Familie zur Psychotherapie. Denn in der Familie brodelt es gewaltig: Euro-Krise, Identitätsprobleme, jede Menge unbewältigter Geschichte. Estland sucht noch seinen Platz in der Familie, es fehlt dem Land an europäischem Geist und innerem Frieden mit seiner Herkunftsfamilie Sowjetunion. Polen erinnert noch jede historische Verwundung als wäre sie gestern gewesen. Aus Finnland bricht der Überdruss an der eigenen, zur Kruste erstarrten Konsenshaltung heraus. Spanien kämpft mit den selbst auferlegten Sparmaßnahmen ebenso wie mit der wenig aufgearbeiteten Geschichte der Franco-Diktatur. Und Slowenien, das Land mit der höchsten Selbstmordrate in der EU, ist auf einer dramatischen Talfahrt vom Vorzeige-Mitglied zum Krisenkandidaten. Diese und weitere nationale Befindlichkeiten und historische Wunden lähmen die Dynamik der EU-Familie. Unter Leitung der Therapeutin Inge Hell werden die Probleme von zunächst sieben EU-Mitgliedstaaten diskutiert und analysiert, in der Hoffnung der EU neuen Schwung und Einigkeit zu verleihen. Wird es gelingen, die Familie vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren?

Das Thema "Europa" hat längst Einzug in die neue deutsche Dramatik gehalten. Doch während die Komplikationen in erster Linie exemplarisch auf Einzelschicksale herunter gebrochen werden oder in dokumentarischer Manier Allgemeinplätze formulieren, ist die "EU-Familienaufstellung" der äußerst seltene Versuch, beide Pole zusammen zu bringen.

Die Qualität der Autorin Hensel besteht im humorvollen Einsatz und Brechen von Vorurteilen und Klischees:  Indem sie typische Theatermittel, wie den Entwurf und die Psychologisierung einer Figur, auf abstrakte Themen wie die Europäische Union überträgt, entstehen beim Rezipienten Assoziationen und Erkenntnisse, die weit über aufklärerische Berichte hinausgehen.

„Wie Europa gelingt. Eine EU-Familienaufstellung“ ist die Fortsetzung des gleichnamigen Pilotprojektes, das vor vier Jahren konzipiert wurde und im Rahmen von dem Festival „Projektion Europa“ am Schauspielhaus Hamburg, am Münchner Volkstheater, im Roten Rathaus Berlin und vielen anderen Orten zu Gast war. In ihrer neuen, aktualisierten Fassung, rückt die  Autorin Hensel das drohende Zerbrechen der Familie in den Fokus.

Text/Regie: Katja Hensel Großbritannien: Christian Kaiser Finnland: Christian Dieterle  Estland: Barbara Wurster Polen: Michael Stobbe Slowenien: Sanne Schnapp Zypern: Sven Philipp Spanien: Uta Krause Therapeutin: Katja Hensel Projektleitung: Andrea Tietz – att

Eine  Produktion von Katja Hensel und Team. Gefördert durch die Hamburgische Kulturstiftung und die Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung. Mit freundlicher Unterstützung der Europaabteilung der Freien und Hansestadt Bremen.